Am Freitag, 21. Juni, trafen sich Oberbürgermeisterin Katja Dörner und BonnNetz-Geschäftsführer Urs Reitis am Haus der Netze, um die vielen Hilfsgüter, die BonnNetz für Cherson beschafft hat, in Augenschein zu nehmen. Das im Zentrallager von BonnNetz gesammelte Material soll zeitnah in die Ukraine transportiert werden.
Unabhängig von der im Februar 2023 vom Rat der Stadt Bonn beschlossenen Zusammenarbeit pflegt der Netzbetreiber eine eigene Solidaritätsbetreiberpartnerschaft mit dem ukrainischen Wasserbetrieb Chersonvodokanal. Diese wurde im vergangenen Jahr mit dem dortigen kommunalen Wasserversorger eingegangen, die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) stellt dafür Fördermittel bereit.
„Ich freue mich sehr, dass wir unseren Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine, die sehr unter dem Krieg leiden, mit unserem Material helfen können. Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Wir helfen damit nicht nur dem Wasserversorger von Cherson, sondern auch den Menschen vor Ort, indem die Abwasser- und Trinkwassernetze wieder möglichst schnell in Betrieb gehen können", sagte Urs Reitis, Geschäftsführer der BonnNetz. Ganz besonders bedankte er sich auch bei den Mitarbeitenden von BonnNetz, die federführend die künftige Hilfe koordinieren. Maßgeblich unterstützte auch der Einkauf der SWB bei der Ausschreibung sowie der Beschaffung von Materialien und Geräten.
Oberbürgermeisterin Katja Dörner ergänzte: „Ich bin begeistert von dem Engagement der Stadtwerke Bonn, hier von BonnNetz. Es ist toll, dass sich neben unserer städtischen Partnerschaft auch eine Partnerschaft zwischen Unternehmen beider Städte gebildet hat. Sie kann Vorbild für noch viele weitere Engagements sein, dass sie wirkt, sehen wir am heutigen Tag. Die Menschen in Cherson sind weiter auf unsere Bonner Hilfe angewiesen."
"Wir freuen uns sehr, Bonn Netz als engagierten Partner für unser Vorhaben gewonnen zu haben. Es ist von großer Bedeutung, die Ukraine in diesen schweren Zeiten bei der Wiederinstandsetzung kritischer Infrastruktur zu unterstützen. Hauptziel dieser Partnerschaft ist es, dem ukrainischen Wasserbetreiber Chersonvodokanal, der stark unter dem Angriffskrieg leidet, durch gezielte Beschaffungen zu helfen, seine tägliche Arbeit fortzusetzen. Langfristig ist es jedoch ebenso wichtig, dass sich die Partnerschaft weiterentwickelt und der fachliche Erfahrungsaustausch im Vordergrund steht", so Heiko Heidemann, Projektleiter Betreiberplattform zur Stärkung von Partnerschaften kommunaler Unternehmen weltweit bei der GIZ.
In der vom russischen Angriffskrieg stark gezeichneten Stadt fehlt es derzeit am nötigen Material, trotzdem versuchen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von "Chersonvodokanal" unter Einsatz ihres Lebens, die Trinkwasserversorgung Stück für Stück wiederherzustellen und möglichst viele Lecks zu flicken. Die Stadt hat nicht nur Schäden durch Angriffe davongetragen, sondern auch durch die Zerstörung des Kachowka-Staudamms. Das Wasser der großen Stauanlage floss durch Cherson und riss alles mit, was nicht standhalten konnte.
Die Bonner Hilfslieferung besteht aus zwei Teilen. Durch die Fördermittel des Bundes in Höhe von ca. 100.000 Euro konnten unter anderem Druckreduzier-/Druckhalteventile, Absperrschieber, Rückschlagklappen, Bohrhammer, Abbruchhammer, Feuerwehrschläuche, Leitern, aber auch eine mobile Stromversorgung neu beschafft werden. Darüber hinaus hat BonnNetz die aufgewendeten Mitarbeiterstunden sowie Material aus dem eigenen Bestand gespendet, darunter unter anderem Trinkwasserpumpen und IT-Ausstattung wie Laptops und Bildschirme.
Ende Februar hatte eine Delegation aus Cherson BonnNetz und SWB Bus und Bahn besucht. Die Gäste vom Schwarzen Meer kamen damals in die Bundesstadt, um die Solidaritätspartnerschaft zwischen Bonn und Cherson zu bestärken und sich in Sachen Soforthilfe sowie langfristigem Wiederaufbau persönlich auszutauschen und Einblicke in die Bonner Infrastruktur zu erhalten.
Besucht wurde unter anderem die Verkehrsleitstelle von SWB Bus und Bahn an der Thomas-Mann-Straße, aber auch das Haus der Netze an der Karlstraße stand auf dem Programm. Urs Reitis informierte die ukrainischen Gäste über die Schaffung lokaler Netze, Energiemanagement sowie Wasser- und Wärmeversorgung in der Bundesstadt.
Besonders interessiert waren die Teilnehmenden der Delegation an den Bestrebungen der Stadtwerke Bonn, die Energieversorgung zukünftig klimaneutral zu gestalten, da im Rahmen des Wiederaufbaus in der Ukraine auch die nachhaltige Energieversorgung im Fokus stehen soll. Bei einer Führung durch das Heizkraftwerk Nord wurde auch die neue wasserstofffähige Turbine präsentiert. Ebenfalls erläutert wurden damals die Pläne für eine Flusswärmepumpe am Rhein. Eine Idee, die auch in Cherson umsetzbar wäre, da die Stadt am großen Fluss Dnipro liegt.