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30.01.2024

Hintergründe besser verstehen

Eindrücke aus der Arbeitsgruppe Trinkwasser von ihrem Besuch vom 27. November bis 01.Dezember in East London beim Partnerbetreiber Buffalo City Metropolitan Municipality (BCMM). Auch diese Reise zeigte wieder, wie wichtig der persönliche Austausch zwischen Expert*innen sein kann und was die Partnerschaftsarbeit bedeutet.

Das Wasserwerk Umzoniyana | Foto: OOWV

Knapp eine Woche besuchten die deutschen Fachleute – eine Delegation des Oldenburg-Ostfriesischen Wasserverbundes (OOWV) und des Wupperverbandes – die Anlagen der BCMM. Nach einer gemeinsamen Führung über die Kläranlage East Bank, welche die Pilotanlage der Projektarbeit ist, trennten sich die Arbeitsgruppen. Die Arbeitsgruppe Abwasser bliebt überwiegend auf der Anlage, während die Trinkwasserarbeitsgruppe die Talsperre Bridle Drift und die Wasseraufbereitung besichtigte.

Gemeinsam mit BCMM ist es das Ziel der Arbeitsgruppe, die Trinkwasserversorgung für die Stadt East London für die Zukunft zu sichern.

Zu Beginn der Reise war es wichtig, die Begebenheiten in Südafrika und dem Einzugsgebiet kennen zu lernen. Studien und Erfahrungen haben gezeigt, dass Südafrika alle sieben Jahre eine Dürreperiode durchläuft. Die letzte sehr schwere Dürre im Jahr 2018 hat verdeutlicht, dass nicht nur Kapstadt sondern auch East London einem Day-Zero (Aussetzen der kommunalen Wasserversorgung aufgrund schwindender Wasserreserven) sehr nahe war.

Die Bürgerschaft und Industrien überlegen zurzeit, wie sie sich durch Regenwassernutzung und die Nutzung von alternativen Wasserressourcen davor schützen können, bei der nächsten Trockenperiode ohne Wasser dazustehen – sofern man es sich finanziell leisten kann.

Und genau hier liegt eine große Herausforderung der südafrikanischen Trinkwasserversorgung.

Der allgemeine Zustand des Wasserwerks war überraschend für mich, anders als in Deutschland, findet die Wasseraufbereitung nicht komplett in einem Gebäude statt, sondern die ersten Aufbereitungsstufen sind draußen. Je länger wir allerdings dort waren, desto besser konnte man die Hintergründe verstehen, weshalb es so aussieht“ beschrieb Ingo Schuster seine ersten Eindrücke.

 
In Südafrika hat das Menschenrecht Trinkwasser eine etwas andere Bedeutung als in Deutschland. Hier haben bedürftige Haushalte ein Anrecht auf sechs Kubikmeter Wasser pro Monat kostenlos. Häufig wird der Durchfluss dieser Wasseranschlüsse auch nicht gemessen, sodass die genutzte Summe weitaus höher ist. Daraus folgt, dass ein Großteil des produzierten Wassers nicht bezahlt wird und die Finanzierung der Instandhaltung kaum möglich ist.

Das Wasserwerk Umzoniyana versorgt nicht nur die Stadt East London mit Wasser, sondern auch das zweitgrößte Township Südafrikas, Mdanzane. BCMM verfügt somit kaum über Einnahmen für Instandhaltungsarbeiten oder Investitionen.

Neben den Folgen der Klimakrise sind unterfinanzierte Instandhaltungsarbeiten und das Einleiten ungeklärter Abwässer diverser Industriebetriebe, welche in den Buffalo River münden, die Hauptgründe für die großen Herausforderungen bei der Aufbereitung des Rohwassers aus dem Buffalo River zu Trinkwasser.

Diese Gegebenheiten veranlassen den Automobilhersteller Mercedes Benz, der seit 1958 ein Produktionswerk in East London hat und einer der größten Arbeitgeber vor Ort ist, dazu, eine autarke Wasserversorgung durch Recycling, eigene Brunnen und Regenwassernutzung aufzubauen. Die Kolleg*innen von Mercedes Benz berichteten von ihren Zukunftsstrategien und auch der OOWV hatte die Chance, seine Projekte in der industriellen Wasserwiederverwendung vorzustellen. Dies wurde mit sehr großem Interesse von den Mercedes-Angestellten aufgenommen.

Mit all diesen Hintergründen heißt es nun, Erfahrungen zusammenzutragen und von- und miteinander zu lernen, um auch in Zukunft eine geeignete Wasserversorgung betreiben zu können.

Trotz oder vielleicht auch wegen dieser Herausforderungen entwickelt sich die Partnerschaft sehr gut. Kolleg*innen, die erstmals mit der Partnerschaft in Berührung kommen, werden schnell willkommen geheißen und sind gerne Teil der Arbeitsgruppen und für länger Beteiligte fasste Olaf Sonnenschein die Partnerschaftsarbeit sehr schön zusammen: „Aus Kollegen und Partnern werden Freunde“.


erstellt von:
Meike Lenzen, OOWV, in Zusammenarbeit mit Burkhard Vielhaber


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