Details

15.06.2022

Intensiver Austausch beim Netzwerktreffen der Betreiberplattform in Stuttgart

Erstmals seit Ausbruch der Pandemie kamen alle auf der Betreiberplattform vertretenen Partnerschaften zu einem Netzwerktreffen zusammen.

Gegenseitiges Kennenlernen - Teilnehmende des Unternehmens für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in Luapula, Sambia | Foto: Betreiberplattform

In Stuttgart diskutierten Teilnehmende aus sieben Partnerschaften und sechs Ländern zwei Tage lang angeregt und lösungsorientiert über aktuelle Fragen der kommunalen Wasserversorgung.

Wasserunternehmen auf kommunaler Ebene sind zentrale Akteure für die Wasserver- und Abwasserentsorgung der Menschen vor Ort. Deswegen gilt es die Wasserunternehmen gerade in ärmeren Ländern fit zu machen und beispielsweise hohe Wasserverluste durch marode Leitungen zu reduzieren. Ein noch relativ neues Instrument in dieser Hinsicht ist die 2019 ins Leben gerufene Betreiberplattform mit institutionellen Partnerschaften zwischen Wasserunternehmen in Deutschland und Partnerländern wie Sambia oder der Ukraine.

Die Energie, die in den Partnerschaften steckt, zeigte sich auch beim Netzwerktreffen der Betreiberplattform Ende Mai 2022. In Fachgruppen arbeiteten die Expertinnen und Experten an Themen wie Wasserverlustreduzierung, Energieeffizienz oder Wasseraufbereitung. Durch die Corona-Pandemie hatten die Vertreterinnen und Vertreter der verschiedenen Betreiberpartnerschaften zunächst zwei Jahre lang mit digitalen Formaten Vorlieb nehmen müssen. Doch mittlerweile haben die Partner ihre institutionellen Partnerschaften durch regelmäßige Reisen intensiviert.

Analoger Austausch der Mitglieder der Betreiberplattform

Im Stuttgarter Impact Hub, einem Co-Working-Space und Veranstaltungsort, trafen sich am 30. und 31. Mai nun aber über 60 Fachleute aller Partnerschaften live und leibhaftig, um sich über die Partnerschaften hinaus zu vernetzen, Erfolgsrezepte für Betreiberpartnerschaften zu identifizieren und sich über brandaktuelle Themen ihrer Branche auszutauschen. Neben den sechs vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanzierten Partnerschaften waren auch zwei Partnerschaften vertreten, die von der Global Water Operators' Partnerships Alliance (GWOPA) finanziert werden sollen. Alle Partnerschaften mit deutscher Beteiligung werden in ihrer Umsetzung von der Betreiberplattform unterstützt, unabhängig von der Finanzierungsquelle.

Netzwerktreffen viel mehr als reiner Ideenaustausch

 
„If you want to go fast, go alone, if you want to go far, go together”; dieses afrikanische Sprichwort zitierte Gerlinde Sauer vom BMZ gleich zu Beginn der Veranstaltung und fasste damit prägnant deren Sinn und Zweck zusammen. Wie sich an den beiden Tagen in Stuttgart schnell zeigte, hatten die Teilnehmenden keine Absicht, die Veranstaltung als reinen Ideenaustausch zu verstehen. Stattdessen ging es direkt ans Eingemachte: in Workshops und Peer-to-Peer-Beratungen spielten die Vertreterinnen und Vertreter der Wasserunternehmen aus Südafrika, Jordanien, Tansania, Sambia, der Ukraine und Deutschland echte Herausforderungen aus ihrer täglichen Praxis durch und suchten dabei intensiv und kooperativ nach Lösungen.

Praxis- und lösungsorientierte Veranstaltung

Linda Engel, Projektleiterin bei der SKEW, hatte diesen praktischen Ansatz der Betreiberplattform bereits zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung hervorgehoben. Die Partnerschaften seien sehr praxisorientiert, technische Fragen stünden im Vordergrund.

Engel betonte außerdem, dass es sich bei dem außergewöhnlichen Format der Betreiberplattform um weit mehr handle als um eine Veranstaltung, bei der der globale Süden vom globalen Norden lerne, sondern um einen Austausch auf Augenhöhe, von dem beiden Seiten profitieren würden. Wie sich in den Gruppenarbeiten zeigte, trägt die Etablierung der Partnerschaften schon Früchte.

Vertreterin aus Buffalo City: „Wir können uns aufeinander verlassen“

 
Denn der Umgang der Fachleute der Partnerschaften, zum Beispiel der südafrikanischen Buffalo City Metropolitan Municipality und dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), ist herzlich und vertrauensvoll. Diese Basis ermöglicht es ihnen, sich sofort fachlichen Fragen zu widmen, ohne sich mit kulturellen oder persönlichen Unsicherheiten aufhalten zu müssen.

„Wir können uns aufeinander verlassen“, sagte eine Vertreterin aus Buffalo City im Rahmen eines Workshops, bei dem es darum ging, die Stärken der Partnerschaft herauszuarbeiten und eine Metapher für diese zu finden. Im Fall Buffalo Citys und Oldenburgs einigte man sich auf einen Elefanten: denn dieser sei ein Familientier, lebe lang, sei treu, verlässlich und habe ein gutes Gedächtnis.

Netzwerktreffen erzeugt Synergien über Partnerschaften hinaus

Ein Teilnehmer von der sambischen Lukanga Water Supply and Sanitation Company betonte, die Kooperation mit dem deutschen Partnerunternehmen (Gelsenwasser AG) habe nicht nur viele neue Perspektiven eröffnet, sondern das eigene Unternehmen attraktiver für mögliche Geldgeber gemacht und der eigenen Belegschaft einen Motivationsschub verliehen. In Afrika selbst müsse man ebenfalls mehr Netzwerke gründen, um sich gegenseitig Impulse zu geben, so der Teilnehmer weiter.

Über die Partnerschaften hinaus ergaben sich interessante Synergien. So stellten Teilnehmende aus der Ukraine, aus Jordanien und aus Sambia fest, dass sie vor Ort mit denselben Herausforderungen wie ihre Gegenüber zu tun haben. So zum Beispiel mit der Tatsache, dass die Wassergebühren nicht die Kosten für Produktion und Instandhaltung abdecken und sich somit eine Finanzierungslücke ergibt, die die Versorger schließen müssen.

Peer-to-Peer-Beratungen als besonders wertvolles Format

 
Auf genau diese Synergieeffekte hatte Heiko Heidemann von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) als Projektleiter gehofft, als er die Teilnehmenden dazu aufrief, bei den Workshops „out of the box“ zu denken, also außerhalb des eigenen Dunstkreises. Eine besonders fruchtbare Form nahm dieser Appell an Tag 2 an, als die Peer-to-Peer-Beratungen anstanden. Dabei präsentierten die Vertreterinnen und Vertreter eines Unternehmens zunächst eine spezifische Herausforderung aus ihrem Alltag.

In einem zweiten Schritt konnten die anderen Teilnehmenden dann Fragen dazu stellen. Nach einem zwanzigminütigen Gruppen-Brainstorming wurden dann Lösungsansätze vorgestellt, aus denen die Vertreter des Unternehmens mit dem Problem dann eine passende Lösung aussuchen konnten. Diese Session verlief besonders intensiv, und auch wenn nicht immer eine ideale Lösung gefunden wurde, öffneten sich für alle neue Perspektiven.

Feldvisite bei Hochwassertank und Forschungs-Klärwerk

Ganz im Sinne des konsequent praxisorientierten Charakters des Netzwerktreffens stand am Nachmittag des zweiten Tages schließlich eine Feldvisite an, der die Teilnehmenden wahlweise zu Stuttgarts größtem Wasserbehälter im westlichen Innenstadtbezirk führte (Fassungsvermögen: 25 Millionen Liter) oder zu einem Lehr- und Forschungsklärwerk der Universität Stuttgart.


erstellt von:
Tilman Johannes Baur | Betreiberplattform


Verwandte Inhalte

Top