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02.11.2022

Intensiver und komprimierter Wissenstransfer in besonderen Zeiten

Betreiberpartnerschaft Ukraine - Arbeitstreffen in Berlin und Dresden

Ukrainische Delegation in Dresden | Foto: Kristin Michalek-Götz, Stadtentwässerung Dresden GmbH

Ende September hatte die Betreiberpartnerschaft Ukraine die Möglichkeit, eine Delegation von zehn Personen der Partnerunternehmen aus Lviv, Ternopil und Nadvirna zu begrüßen. Die Partnerschaft ist in der alltäglichen Projektarbeit mit schwierigen Herausforderungen aufgrund des anhaltenden Kriegsgeschehens konfrontiert. Ein Besuch der ukrainischen Partner in Deutschland erfordert neben einer erhöhten Logistik darüber hinaus die behördliche Erlaubnis für jeden männlichen Reisenden. Bis kurz vor Busabfahrt nach Krakau – denn erst von Polen aus ist es möglich nach Deutschland zu fliegen – war nicht klar, ob allen Männern die Ausreise gestattet wird. Bei allen Beteiligten war die Freude überwältigend als endlich die Nachricht eingetroffen ist: „Wir haben es geschafft!“. Somit konnte der Besuch wie geplant am Montag, den25.09.2022 in Berlin starten.

Die Berliner Wasserbetriebe als Co-Partner der Betreiberpartnerschaft haben ein interessantes Programm rund um das Thema „Wasserversorgung“ aufgestellt.

Tag 1:

Die Arbeit des Wasserwerks wurde ausführlich präsentiert und ein detaillierter Überblick in den Betrieb der Wasseraufnahme einschließlich der wichtigsten Leistungsindikatoren gegeben. Ferner wurde ein Einblick in die Arbeit der zentralen Leitstelle gewährt, welche die Wasseraufnahme, die Pumpstationen und die Wasseraufbereitungsstationen überwacht. Weitere Themen des Fachaustausch waren der Betrieb und die Belüftung, die Nutzung von Sandfilter und die Besichtigung einer Baustelle neuer Brunnenbohrungen.

 
Tag 2:

Der Besuch der Betriebsabteilung des Wasserversorgungsnetzes und das Kennenlernen des Teams stand im Vordergrund vom Dienstag. Hervorzuheben ist die Einführung in den Arbeitsprozess des grabenlosen Austausches von Leitungsrohren des Wasserversorgungsnetzes, die Demonstration der Suche nach versteckten Leckagen sowie die Begehung und Demonstration von Spezialfahrzeugen, die bei der Unfallsuche und -ortung in Wasserversorgungsnetzen ihren Einsatz finden.

Ganz nebenbei wurden seit Sonntagabend zehn Koffer gesucht, die durch die Fluggesellschaft eigenmächtig auf einen anderen Flug gebucht wurden. Aber auch dieses Problem wurde mit etwas Aufregung und großen Anstrengungen in der Nacht erfolgreich gelöst.

Tag 3:

Der Mittwoch startete mit einer Exkursion zur Technischen Universität Berlin, wo im Labor Fluidsystemdynamik (FSD) ein Vortrag zur Reduzierung von Leckagen in Wasserversorgungsnetzen dargeboten wurde. Ein sogenannter „Digitaler Zwilling“ – ein immaterielles Objekt aus der realen Welt in der digitalen Welt –  wurde  in einer moderner Software für die Prozessvisualisierungen für Maschinen und Anlagen - „SCADA-System“ - demonstriert und ebenso die neueste Methode des Hochwasserschutzes in der Stadt in Zeiten intensiver Regenfälle.

Anschließend reisten die ukrainischen Kollegen mit dem Bus weiter nach Dresden, wo ein gemeinsamer Stadtrundgang inklusive eines zwanglosen Abendessens in historischer Atmosphäre den Auftakt bildeten.

Tag 4:

Am Vormittag führte ein junger Kollege aus dem Meisterbereich die ukrainische Delegation über die Kläranlage Dresden und beantwortete fundiert die zahlreichen Fragen zu den unterschiedlichen Behandlungsstufen der Abwasserreinigung.

Ein intensiver Diskurs zu den inhaltlichen Schwerpunkten des Arbeitsplans und den zu wählenden Methoden füllte den Nachmittag aus. Dabei wurden Themen wie z.B. die Verbesserung des Anlagenmanagements im Bereich Wasserver- und Abwasserentsorgung, die Behandlung von Klärschlamm und die Einleitung und Behandlung von Industrieabwässern und Regenwasser als besonders wichtig hervorgehoben. Ungeachtet dessen spielen die Aufrechterhaltung der Betriebsfähigkeit und Wartung der Unternehmen unter dem Einfluss des aktuellen Kriegszustandes oder höherer Gewalt, eine wichtige Rolle (Blackout-Konzept).

Am Nachmittag wurde spontan eine Besichtigung eines Hochwasserpumpwerks organisiert, bei dem ein Überblick über die neuesten Verfahren zur Verhinderung von Überschwemmungen von Kläranlagen und zur Verhinderung des Eindringens ungeklärter Abwässer in die Elbe bei Hochwasser gegeben wurde.

Tag 5:

Der letzte Arbeitstag war gekennzeichnet durch eine Exkursion zum Helmholtz-Zentrum und der Besichtigung des CLEWATEC-Labors sowie die fachliche Einführung in die Entwicklungen der verbesserten Abwasserbelüftungen. Anschließend konnte ein Wasserwerk Dresdens besichtigt und ein Einblick in verschiedene Wasseraufbereitungstechniken gegeben werden.
Den Abschluss bildete eine thematisch losgelöste Führung durch die Gläserne Manufaktur von VW und ein finales Abendessen.

In der finalen Reflexion der Reise am Abreisetag, dem 01.10.2022, stimmten alle Beteiligten überein, dass dieses Arbeitstreffen so viel wertvollen Input gegeben, die Bande zwischen „alten und neuen Bekannten“ gefestigt und den Wert einer Betreiberpartnerschaft auch in besonders schwierigen Situationen hervorgehoben hat. Die Woche endete auf allen Seiten mit den ehrlichen Worten: „Aus Kollegen sind Freunde geworden.“, was den Abschied und die Heimreise ins Ungewisse schwer machte.

Leider konnte das geplante Folgetreffen – startend bei den Stadtentwässerungsbetrieben Köln AöR und endend bei der Stadtentwässerung Dresden GmbH – Ende Oktober nicht stattfinden. Die Ausreise konnte nicht bewilligt werden, da die kritische Infrastruktur in der Ukraine zunehmend unter Beschuss gerät und jede Hand im Notfall gebraucht wird. Erneut sind ein Umdenken und kreative Ideen gefragt:

Auf dem Programm stehen nun effektive Distanzschulungen und -workshops sowie die fokussierte Arbeit in kleineren Arbeitskreisen. Nicht zu vergessen: die Umsetzung der umfangreichen Hilfssendung Ende dieses Jahrs mit technischen Gütern zur Aufrechterhaltung der Dienstleistungen der drei Partnerunternehmen.


erstellt von:
Kristin Michalek-Götz, Stadtentwässerung Dresden GmbH


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