Im Rahmen der Solidaritätsbetreiberpartnerschaft zwischen dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) und Trink- und Abwasserversorgern in Sumy und Chernihiv (Ukraine) wurden im Jahr 2024 bedeutende Schritt zur Verbesserung der Abwasserinfrastruktur im Nordosten der Ukraine vollzogen: Ein Saugefahrzeug wurde beschafft und in die Ukraine geliefert, hochwertige Labortechnik ermöglicht bessere und schnellere Trinkwasseranalysen und die Partnerschaft konnte durch ein Treffen auf der ReBuild Ukraine 4.0 in Warschau weiter gefestigt werden.
Die Partnerschaft wird seit Juli 2024 in der Folgephase der Betreiberplattform nahtlos fortgeführt. Diese zweite Phase der Partnerschaft zwischen den Wasserversorgern aus Sumy, Chernihiv und dem OOWV hat den Wissensaustausch in Arbeitsgruppen zum Ziel. Hierfür sind Arbeitsgruppen in den Bereichen Trinkwasser, Trink- und Abwasserlabor sowie Kanalreinigung und -inspektion geplant. In der ersten Phase bis Juni 2024 stand die Materialbeschaffung im Vordergrund.
Die Übergabe eines modernen Saugefahrzeuges an den ukrainischen Wasserversorger Chernihivvodokanal fand im bayerischen Altenmünster statt. Das Saugefahrzeug der dort ansässigen Firma Wiedemann enviro tec GmbH ermöglicht es künftig, dass nur noch eine Fachkraft für die Reinigung der Kanäle benötigt wird.
Die Notwendigkeit, das Abwasserleitungswesen in der Ukraine zu verbessern, wurde im Laufe dieser Partnerschaft deutlich. Viele Verstopfungen und Ablagerungen in den Kanälen, die sich über Jahre angesammelt haben, erforderten bisher einen erheblichen Aufwand seitens der ukrainischen Partner. Die Reinigung der Kanäle ist von entscheidender Bedeutung, um Schäden zu beheben oder den Zustand durch Inspektionen mit Kamerawagen zu dokumentieren.
„Deswegen war es uns ein Anliegen, unseren ukrainischen Partnern effektive Lösungen für ihre tägliche Arbeit an die Hand zu geben“, betont Tammo Janßen vom OOWV. „Mit dem Saugefahrzeug können wir das Abwassernetz von Verstopfungen reinigen. Wir freuen uns, dass uns der Hersteller bei der Übergabe im Umgang mit dem Fahrzeug geschult hat“, berichtet der Ukrainer Serhii Bashlak.
Die neueste Technologie des Saugefahrzeuges ermöglicht es dem Fahrer, per kabelloser Funkfernsteuerung alle Funktionen des Fahrzeugs zu bedienen. Mit der speziellen leistungsstarken und gleichzeitig energiesparenden Wiedemann-Wasserring-Vakuumpumpe arbeitet das Fahrzeug nachhaltig und geräuscharm und kann über zehn Tonnen Kanalschlamm aufnehmen. Eine kleine Hochdruckspülanlage ermöglicht den gleichzeitigen Spüleinsatz für Reinigungsarbeiten. Zahlreiche moderne Einrichtungen wie eine Rückfahrkamera, ein Rechtsabbieger und ein Toter-Winkel-Warner gewährleisten die Sicherheit des Mitarbeiters während des Einsatzes und sorgen für mehr Verkehrssicherheit.
Ulrich Siemermann, Verantwortlicher für die Kanalreinigungsfahrzeuge beim OOWV, fügt hinzu: „Die Übergabe dieses Saugefahrzeuges markiert einen bedeutsamen Fortschritt in der Zusammenarbeit zwischen dem OOWV und den ukrainischen Partnern. Sie unterstreicht das Engagement beider Seiten für eine verbesserte Abwasserinfrastruktur und trägt dazu bei, die Lebensqualität der Menschen in der Ukraine nachhaltig zu verbessern.“
Hochwertige Analysegeräte, Elektrowerkzeuge und viele andere Hilfsgüter stehen bereit: Schon zum vierten Mal rollte praktische Hilfe vom Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) in Richtung Ukraine, um die Wasserversorger und Abwasserentsorger – und damit letztlich alle Menschen – im Nordosten des vom Krieg gezeichneten Landes unterstützen.
Was genau gebraucht wird, ist gemeinsam mit den ukrainischen Partnern ermittelt worden: Mehrere mobile Pumpen und die dazugehörigen Schläuche werden auf Kläranlagen benötigt. Eine Anlage zur unabhängigen Stromversorgung soll die bereitstehenden neuen Gas- und Ionenchromatographen für das Trinkwasserlabor in Sumy vor Stromausfällen schützen. „Diese hochwertigen Analysegeräte sollen helfen, das Trinkwasser in Sumy und bei weiteren Versorgern im Nordosten des Landes auf Schadstoffe wie Pestizide oder Nitrate zu analysieren und damit das Lebensmittel Nummer eins für alle Menschen sicherer zu machen“, erklärt Projektleiter Tammo Janßen, beim OOWV als Referent für die internationale Zusammenarbeit zuständig. Zudem gehören elektrische Messgeräte sowie Werkzeugkoffer zu den beschafften Gütern, die es der elektrotechnischen Abteilung ermöglichen sollen, Fehler in Elektroleitungen zu finden und zu beheben. Des Weiteren spendet der OOWV drei Bürotische und zwei Bürostühle.
Viele tatkräftige Helferinnen und Helfer aus dem OOWV-Team haben die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanzierte Beschaffung möglich gemacht. Ein Teil von ihnen hat nun im Lager am Wasserwerk Nethen die Packstücke der vorerst letzten Hilfslieferung in Augenschein genommen. An der Auswahl, der Bestellung sowie dem Versand der richtigen Hilfsgüter wirkten Mitarbeitende aus vielen Bereichen des OOWV mit: Kläranlage, Wasserwerk, Betriebsstelle, Labor, Einkauf, Asset Management Elektrotechnik, Elektrowerkstatt, Fuhrpark, Poststelle und die Hausmeister waren beteiligt. Die für internationale Zusammenarbeit zuständige Abteilung des OOWV koordinierte die Anstrengungen. Und Kläranlagen-Mitarbeiter Juri Wunder half mit seinen russischen Sprachkenntnissen bei der Verständigung.
Derzeit wird die beschaffte Labortechnik installiert. Die nächsten Schritte sind eine fachliche Betreuung durch OOWV-Laborteams ab Januar 2025 und eine professionelle Schulung zu der beschafften Labortechnik für die ukrainischen Laborantinnen beim Hersteller Thermo Fischer in Deutschland. Im Norden der Ukraine gab es diese spezielle Labortechnik, z. B. zwei Chromatographen, bisher gar nicht: Trinkwasserproben, welche untersucht werden sollten, mussten immer nach Kyjiw oder Charkiw versendet werden. Dies hatte eine Verzögerung in der Auswertung zur Folge. Dank der Solidaritätsbetreiberpartnerschaft mit der Ukraine wird es diese Verzögerung in Zukunft nicht mehr geben. Als Leuchtturm-Projekt kann das Labor dann auch für die anderen Wasserversorger der Region Proben analysieren. Dabei wird auch der Sorge der ukrainischen Bevölkerung vor Trinkwasservergiftungen durch Russland begegnet.
Die weibliche Laborleiterin und die Laborantinnen werden mit dieser Maßnahme erstmals mit Mitteln bedacht. Zuvor waren hauptsächlich die Abteilungen Netz und Betrieb fokussiert worden. Damit wird die Arbeit der weiblichen Mitarbeiterinnen aufgewertet. Es handelt sich daher auch um eine Gender-Maßnahme, die auf SDG 6 ‚Gleichstellung der Geschlechter‘ einzahlt. Im März 2024 hatte ein Laborkurs für ukrainische Laborantinnen stattgefunden, weitere Informationen befinden sich im Newsartikel aus dem März.
In Warschau fand auch dieses Jahr erneut die ReBuild Ukraine Messe statt. Schon letztes Jahr reiste Tammo Janßen (OOWV) gemeinsam mit seinen Partnerunternehmen aus Sumy und Chernihiv auf die Messe. Auch dieses Jahr informierten sich die Partner zu den neuesten Entwicklungen der Abwasserbranche, indem sie sich auf der Messe mit Herstellern austauschten.