Auf dem Netzwerktreffen 2024 der Betreiberplattform tauschten sich die Kolleg*innen aus den Partnerschaften, die im Bereich der Trinkwasserversorgung zusammenarbeiten, intensiv über ihre Erfahrungen und Ansätze aus. Im Zentrum standen drei Praxisbeispiele, die bereits nach einer kurzen Zeit der Zusammenarbeit ihre Wirkung entfalten und zugleich unterschiedliche innovative Ansätze und Bereiche der Zusammenarbeit beleuchten.
Das erste Beispiel kam aus der Partnerschaft von Gelsenwasser AG und Lukanga Water Supply and Sanitation Company (LgWSC) in Kabwe, Sambia, präsentiert von Nicholas Mwape, Ingenieur und Technischer Betreibsleiter bei LgWSC, Uwe Raback, Ingenieur, und Christopher Galla, IT-Spezialist für Geodatamanagement bei Gelsenwasser AG.
Uwe Raback wurde bei seiner ersten Reise nach Kabwe im Mai 2023 von seinen Partnerkollegen sehr herzlich empfangen. Eine erste Bestandsaufnahme der verfügbaren Daten von LgWSC ergab, dass die GIS-Daten unvollständig waren. Zudem war die Datennutzung dadurch stark eingeschränkt, dass nur ein Mitarbeiter die Daten auf seinem Computer installiert hatte. Es fehlten die Mittel für die Anschaffung von kommerziellen Softwareprodukten und deren jährlichen Lizenzkosten. Zurück in Deutschland entwickelte Uwe Raback gemeinsam mit seinem Kollegen Christopher Galla daher ein kostenfreies GIS-System auf Basis der Open Source Software WebGIS. Die Kollegen von LgWSC waren bei einem zweiten Aufenthalt von Uwe Raback in Kabwe im November 2023 sehr schnell überzeugt von diesem System. Inzwischen können alle Mitarbeitenden von LgWSC die GIS-Karten auf ihren mobilen Endgeräten aufrufen und im Feld die Daten vor Ort weiter ergänzen. Sobald ein gewisser Vollständigkeitsgrad der Daten erreicht ist, kann das System dann einerseits helfen, Betriebsstörungen und Leckagen schneller zu identifizieren und zu beheben, andererseits eine datenbasierte Entscheidungsgrundlage für Investitionsentscheidungen liefern, um die Anlagen besser zu warten. Mittelfristig sollen die kartierten Verbrauchsstellen auch mit kommerziellen Daten verknüpft und so auch das betriebswirtschaftliche Management unterstützt werden.
Im zweiten Praxisbeispiel stellte Sergii Maliavko, Direktor des Wasserversorgers Chernihivvodokanal in Chernihiv, Ukraine, den pilothaften Einsatz von Smart Metern bei der Messung des Wasserverbrauchs vor. Chernihivvodokanal hatte bereits Erfahrungen mit halbautomatisierten Zählern gesammelt. Diese sind günstiger in der Anfangsinvestition, liefern jedoch nicht so exakte Daten in Echtzeit wie vollautomatisierte Systeme. Um die Vorteile dieser Systeme besser bewerten zu können, hat Chernihivvodokanal mit Unterstützung der deutschen Firma Diehl Metering GmbH zunächst in fünf Gebäuden Funkwasserzähler installiert. Diese übermitteln per Funk betriebsrelevante Daten wie Zählerstände an die Empfangsstation, wo sie automatisch erfasst und ausgelesen werden. Die Zählerstände werden so automatisch in das Abrechnungssystem übertragen. Die Ergebnisse einer bislang zweimonatigen Messung waren beeindruckend: Durch die neuen Messungen konnten je nach Gebäude Wasserverluste zwischen 24 und 79 Prozent entdeckt werden. Weitere Funkwasserzähler werden jetzt installiert und auch per GIS-Kartierung erfasst. Außerdem ist im nächsten Schritt geplant, in Kooperation mit privaten Firmen pilothaft Daten über Kaltwasser, Warmwasser und Heizprozesse zu sammeln.
Majeda Al Zoubi, Leiterin der Qualitätssicherungsabteilung von Miyahuna LLC Water Company beschrieb, wie im Rahmen der Partnerschaft mit Hamburg Wasser eine enge Zusammenarbeit der Labore beider Unternehmen entstand, von der sie sehr profitieren.
Miyahhuna LLC Water Company versorgt fast sechs Millionen Menschen im Großraum Amman mit Trinkwasser und entsorgt das Abwasser und ist damit das mit Abstand größte und modernste Wasserunternehmen in Jordanien, einem der trockensten Länder der Welt. Wassermanagement hat daher eine sehr hohe Priorität in Jordanien. Miyahuna hat bereits ein modernes Qualitätssicherungssystem für Trink- und Abwasser aufgebaut und das Labor wurden nach internationalen Standards, ISO 17025, zertifiziert. Da es in Jordanien jedoch kein zweites vergleichbares Labor gibt, fehlte lange Zeit die Möglichkeit, sich mit anderen professionell auszutauschen und zu vergleichen.
Während des Besuches einer Delegation von Miyahuna LLC Water Company in Hamburg im November 2022 entstand die Idee einer Laborpartnerschaft, die bei einem Gegenbesuch von Kolleg*innen von Hamburg Wasser in Amman im März 2023 weiter konkretisiert wurde. Seitdem gab es fast monatlich virtuelle Workshops zu unterschiedlichen Themen wie „ICP-Trinkwasseranalysen auf Spuren von Schwermetallen“, „Bestimmung von Fetten, Ölen und Schmierstoffen (FOG) aus Abwässern“, „Mikrobiologische Analysen“, „Qualitäts-Audits und zentrale Leistungsindikatoren“ sowie „indirekte Einleitungen und Probenahmen“. Insgesamt 25 Mitarbeitende von Miyahuna LLC Water Company waren in diesen Workshops involviert. Durch die Erfahrungsaustausche, Leistungsvergleiche und Trainings konnten sie innerhalb weniger Monate ihre Fähigkeiten weiter ausbauen, Analysemethoden verfeinern, Abläufe optimieren und die Checklisten für Qualitätsaudits auf den allerneusten Stand der Technik bringen. Weitere Aktivitäten in dieser Zusammenarbeit sind auch für die Zukunft geplant.
„Die Partnerschaft gibt uns die Möglichkeit, sicher zu sein, dass wir auf dem hohen Niveau arbeiten, das wir anstreben. Wenn man seine Situation mit anderen vergleicht, sieht man das wahre Bild. Das gibt mir Vertrauen in meine technische Arbeit, in meine Professionalität. Das ist eine gute Sache. Das ist einfach die Hauptsache. Ich möchte das weiter optimieren und den Nutzen daraus maximieren.“
Majeda Al Zoubi, Leiterin Wasserqualität, Miyahuna LCC Water Company, Jordanien
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Weitere Informationen und alle Präsentationen der Session befinden sich auf der Dokumentation des 7. Netzwerktreffen der Betreiberplatttform.