Netzwerktreffen 2024 der Betreiberplattform: lebendiger denn je

Das Ende der Pilotphase ist zugleich der Beginn von Phase 2 – und es geht mit voller Wirkung voraus

Übersicht

Wie können Betreiberpartnerschaften einen Unterschied beim Erreichen der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 machen? Was wurde in der Pilotphase der Betreiberplattform erreicht? Wie wird die Folgephase aussehen? Diese Fragen standen im Raum des siebten Netzwerktreffens der Betreiberplattform und konnten eindrucksvoll beantwortet werden.

Knapp 100 Teilnehmende aus 16 Betreiberpartnerschaften und acht Ländern (Albanien, Deutschland, Jordanien, Moldau, Sambia, Südafrika, Tansania, Ukraine) sowie Verbänden, NGOs und den Durchführungsorganisationen SKEW und GIZ waren der Einladung der Betreiberplattform nach Dresden zum siebten Netzwerktreffen am 25. und 26. April 2024 gefolgt. Die Stimmung war sehr lebendig: fachlich sehr konzentriert, menschlich herzlich ausgelassen.

Heiko Heidemann (GIZ), Projektleiter der Betreiberplattform zeigte in seinem Rückblick auf die letzten knapp fünf Jahre folgende Highlights auf:

  • Mit etwas Verzögerung aufgrund der Corona-Pandemie starteten 2021 vier Partnerschaften, heute sind es 28.
  • Während ein Großteil der Partnerschaften zwischen kommunalen Wasserunternehmen besteht, sind unter den 28 Partnerschaften mittlerweile auch 3 Partnerschaften zwischen Abfallwirtschaftsbetrieben.
  • Trotz oder gerade wegen der Eskalation des russischen Angriffskrieges in der Ukraine ist die Anzahl der (Solidaritäts-)Betreiberpartnerschaften mit ukrainischen Unternehmen von einer einzigen auf 16 gewachsen.
  • Alle beteiligten Unternehmen berichten von sichtbaren Wirkungen durch die Zusammenarbeit: Verbesserte Managementprozesse und Betriebsabläufe,  effizienterer Mitteleinsatz, Verringerung von Wasserverlusten, Kosteneinsparungen sowie Verbesserungen der Trinkwasserqualität und der Abwasserreinigungsprozesse.
  • Bei den ukrainischen Wasserversorgern kam über die Solidaritätsbetreiberpartnerschaften wichtiges technisches Gerät zur Aufrechterhaltung der Wasserversorgung an. Über den von GIZ und VKU koordinierten Logistik- und Spendenhub konnten knapp 60 deutsche Unternehmen dringend benötigte Güter für die ukrainische Wasserwirtschaft spenden.
  • Bei den deutschen Wasserversorgern wuchs das Verständnis, wie mit viel begrenzteren Mitteln einiges erreicht werden kann und dass Planungsprozesse auch unkompliziert, unbürokratisch und experimentell sein können.

Betont wurde von allen Beteiligten das gute persönliche Verhältnis, das über die Jahre gewachsen ist. Dies spiegelte sich auch in den Hashtags wie #hospitality, #trust, #colleaguestofriends, #sharingandcaring und #waternations wider, die sie ihren Partnerschaften gaben.

Programm

Nach einem Rückblick auf die letzten fünf Jahre gab Anne Le Strat, ehemalige zweite Bürgermeisterin von Paris, einige Einblicke in die besondere Rolle von Betreiberpartnerschaften. Der Ausblick auf die nächste Projektphase war Gegenstand vieler Diskussionen und Beiträge.

Am Nachmittag des ersten Tages verteilten sich die Teilnehmenden auf drei Exkursionen: Zu einem Klärwerk, einem Trinkwasserreservoir und einer Kompostieranlage.

Auf fachlicher Ebene gab es einen intensiven Austausch, um für die Zukunft zu lernen. Neben den technischen Themen Trinkwasser-, Abwasser- und Abfallmanagement standen auch gesellschaftliche Themen im Fokus:

  • Wie kann man Bürgerschaft und Stadtverwaltung besser sensibilisieren und einbinden?
  • Niemanden zurücklassen – wie können arme Bevölkerungsgruppen besser versorgt werden?
  • Wie können Versorgungsbetriebe junge gut ausgebildete Menschen, insbesondere Frauen, für sich gewinnen?

Programm [pdf]

Einblicke

Anne Le Strat, ehemalige stellvertretende Bürgermeisterin von Paris und Vorsitzende des Pariser Wasserversorgers Eau de Paris sowie Mitgründerin von Aqua Publica Europea, dem Verband der öffentlichen Wasserversorger in Europa, betonte in ihrem Beitrag drei wesentliche Punkte zur Rolle Wasserversorger und deren Partnerschaften:

  1. Ansätze sollten nicht zu technisch ausgerichtet sein, sondern der rechtliche wie institutionelle Rahmen sei häufig entscheidender. Dazu gehören Führungsverantwortung im Kontext einer klaren Vision, Einbindung der Zivilbevölkerung durch einen Multi-Stakeholder-Ansatz sowie die Bildung von Allianzen und Partnerschaften für den Erfahrungsaustausch wie auch für die Einflussnahme auf die politischen Rahmenbedingungen.
  2. Die Global Water Operators‘ Partnership Alliance (GWOPA) feiert in diesem Jahr ihr 15jähriges Bestehen und hat in dieser Zeit viel erreicht: Über 400 Partnerschaften mit über 500 Wasserversorgern aus über 70 Ländern beteiligen sich und verbessern die Lebenssituation von über 50 Millionen Menschen. Betreiberpartnerschaften haben sich zu einem erfolgreichen globalen Instrument entwickelt, in das sich die deutsche Betreiberplattform einreiht.
  3. Die Herausforderungen sind trotzdem immens: 2,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicherem Trinkwasser, 3,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sicheren sanitären Einrichtungen, und 2 Milliarden Menschen verfügen nicht über die grundlegendste Hygieneversorgung. Da die nationalen Regierungen in vielen Ländern versagt haben, habe nun die Stunde der lokalen Institutionen und Regierungen geschlagen, hier eine Führungsrolle zu übernehmen.

Gerlinde Sauer, Referentin im Referat „Länder und Kommunen“ im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ), verwies nochmal auf die Anfänge. Zu Beginn der Pilotphase war es nicht sicher, ob es gelingen würde, Betreiberpartnerschaften über die Plattform auf eine strategische Weise zu fördern. „Inzwischen ist diese Mission auf exzellente Weise erfüllt und die Erwartungen wurden sogar übertroffen“, zeigte sich Gerlinde Sauer begeistert.

Präsentationen

Die Präsentationen gliederten sich in drei Bereiche. Eine interaktive Präsentation, die einen Rückblick gibt und exemplarisch die Wirkungen der Partnerschaften aufzeigt; Präsentationen zur technischen Dimension der Zusammenarbeit in den Bereichen Trinkwasser-, Abwasser- und Abfallmanagement sowie Präsentationen zur sozialen Dimension der Zusammenarbeit mit oder für andere Gruppen. Erstmalig waren auch einige externe Gäste unter den Referierenden, die neue Impulse für die Partnerschaften gaben und die Diskussionen bereicherten.

Wirkungen

Intro: Looking at Exemplary Outcomes
Heiko Heidemann, Project Manager, GIZ Utilitiy Platform

Technische Dimensionen der Zusammenarbeit

Trinkwasseraufbereitung

Sharing Experiences with GIS Solutions for Utility Management
by Nicholas Mwape, Christopher Galla, Uwe Raback
WOP - Lukanga Water and Sanitation Company and Gelsenwasser AG

Smart meter project: general possibilities and experience of Chernihivvodokanal
by Sergii Maliavko, Director Chernihivvodokanal

Labs Twinning – Miyahuna, Jordan & Hamburg Wasser
by Majeda Al Zoubi, Water Quality Director, Miyahuna

Abwasserentsorgung

The African Women Sanitation Professionals Network – Zambian Chapter
Supported by the GIZ Strengthening Institutions for Sustainable Water Supply and Sanitation in Zambia Project (SIWaS)
by Mary-Rita Nyirongo, Committee member of the Zambian chapter of the African Women Sanitation Professionals Network

Off-Grid and Minimal Water Sanitation Technologies – Insights into a Pilot Initiative in Durban, South Africa
by Lungi Zuma-Biyela, eThekwini Municipality, Durban, South Africa

Sludge Treatment
Partnership activities of Stadtentwässerung Dresden and Apă Canal Chişinău
by Willy Lenk and Paul Engelstätter, Stadtentwässerung Dresden

Abfallmanagement

Kompostierung in Cërrik & Recycling in Sarandë
by Annelena Lüchtenberg

Composting in Cërrik Municipality
by Cërriku Riciklon
Albaninan version: KOMPOSTIMI NȄ CȄRRIK

Recycling and waste prevention to achieve the circular economy goals in Sarandë

Albaninan version

YouTube-Video: The Composting Plant in Cërrik - An Old Dumpsite transformed to Reduce, Reuse and Produce

Soziale Dimensionen der Zusammenarbeit

Wie kann man Bürgerschaft und Stadtverwaltung besser sensibilisieren und einbinden?

Importance of Environmental Education in realizing the Sustainable Development Goals (SDGs)
by Darby Gounden, Buffalo City, South Africa, Meike Lenzen, OOWV

Mikolaiv Water Hub - Innovations & Human Capital
by Hanna Montavon, Mykolaiv Water Hub

Water for Ukraine
by Volodymyr Bilynskyy, Lvivvodokanal

Engagement through gamification – Presenting Water Battle
by Tim Laning, Grendel Games

Niemanden zurücklassen – wie können arme Bevölkerungsgruppen besser versorgt werden?

Helping cities adapt to climate change through improved access to water and sanitation
by Gertrude Salano, Emanuel Owako, Water and Sanitation for the Urban Poor, WSUP

What can WOPs do to leave no one behind? - Experiences from GWOPA
by Franziska Volk, GWOPA

Prepaid Metering in Low Income Areas (LIAs)
by Nicholas Mwape, Lukanga Water and Sanitation Company, Zambia

Wie können Versorgungsbetriebe junge gut ausgebildete Menschen, insbesondere Frauen für sich gewinnen?

Why Gender?
by Golden Manyanga, LpWSC (Luapula, Zambia) and Lisa Engler (GIZ, Gender Focal Point of Utility Platform)

Dance for WASH - Viva con Aqua
by Christian Wiebe

eThekwini-Hamburg: Connecting communities through Sanitation and Water Operators Partnership (WOP)
by Lungi Zuma and Claudia Wendland

How to use Social Media for engaging young experts –#kicktheSTIGMA, example from Zambia
by Natalie Schmitz, Jan Schlenk (GIZ Water Policy Programme, Staff Initiative MenstruAction)

Ergebnisse

Alle Teilnehmenden bestätigten, dass die Betreiberpartnerschaften zu deutlichen Verbesserungen in ihren Unternehmen beigetragen haben. Alle sind gewillt, ihre Partnerschaft fortzuführen. Gerade das gewachsene Vertrauen und die Solidarität untereinander bilden eine entscheidende Basis für eine effektive Zusammenarbeit.

Die Netzwerktreffen sind für den partnerschaftsübergreifenden Austausch sehr wichtig, um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten und von anderen Fachleuten zu lernen.

Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) bestätigte, dass es eine weitere Förderphase der Betreiberplattform ab Juli 2024 geben wird. Dann wird die Integration von Partnerschaften in bilaterale Vorhaben der Entwicklungszusammenarbeit der GIZ  in den Partnerländern angestrebt und eine intensivere Kooperation mit GWOPA geplant.

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"Das Schönste an der Partnerschaft ist das gewachsene Vertrauen, Herausforderungen zu teilen und gemeinsam daran zu arbeiten. Wir haben Wasserverluste reduziert. Durch viele neue Installationen haben mehr Menschen nun Zugang zu Trinkwasser und auch Sanitärversorgung. Und die sambischen Partner sind dadurch selbstbewusster geworden. Ich hoffe, dass es so weitergeht, wir uns gegenseitig besuchen können und dass wir noch mehr erreichen können."
Michaela Karolina Braun, GIZ Sambia – Luapula, Kabwe, Sambia

Bericht

Ausgewählte Themen, Beispiele und Beiträge:

Warum Betreiberpartnerschaften einen Unterschied machen
Ihr Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 – Empfehlungen von Anne Le Strat

Betreiberpartnerschaften wirken! Mehrdimensional!
Ein Blick auf beispielhafte Erfolge

Trinkwasserversorgung – gelebte Zusammenarbeit auf vielfältige Art
Drei Praxisbeispiele zeigen Wirkungen in verschiedenen Bereichen

Vom Abfall zum Wertstoff
Verbesserung des Recyclings in Albanien und der Ukraine durch partnerschaftliche Zusammenarbeit

Wie können Wasserunternehmen ärmere Zielgruppen mit Wasser versorgen?
Betreiberpartnerschaften, Wasserunternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) präsentieren technische und strukturelle Ansätze

Fachkräftemangel als weltweites Problem
Förderung von Frauen und Nachwuchskräften als Arbeitsfeld in Betreiberpartnerschaften

 

Galerie

Kategorien: Betreiberplattform Netzwerktreffen Kommunale Dienstleistungen Abfall- und Kreislaufwirtschaft Wasserversorgung / Abwasserentsorgung Trinkwasseraufbereitung
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