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12.06.2024

Wie können Wasserunternehmen ärmere Zielgruppen mit Wasser versorgen?

Betreiberpartnerschaften, Wasserunternehmen und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) präsentieren technische und strukturelle Ansätze

Foto: WSUP

Gerade die ärmsten Bevölkerungsschichten in Städten werden über die Wasserversorgungsunternehmen in vielen Partnerländern nicht erreicht. Sie können sich einen Hausanschluss nicht leisten oder wohnen in informellen Siedlungen, in denen die Wasserleitungen der Wasserunternehmen nicht reichen.

Dies führt dazu, dass gerade Menschen mit niedrigen Einkommen häufig höhere Wasserpreise zahlen als wohlhabendere Menschen, da sie ihr Wasser von informellen Verkäufern zu hohen Preisen einkaufen.

Auf dem Netzwerktreffen der Betreiberplattform im April 2024 in Dresden lernten Teilnehmende verschiedene Ansätze kennen, wie Betreiberpartnerschaften dazu beitragen können, auch Menschen in ärmeren Stadtvierteln mit Wasser zu versorgen.

Denn SDG 6, das Nachhaltigkeitsziel zu Wasser und Sanitärversorgung sieht vor allen Menschen den Zugang zu Trinkwasser und Sanitärversorgung zu ermöglichen. Dabei setzt die Agenda 2030 mit ihren 17 Nachhaltigkeitszielen darauf „keinen zurückzulassen“, und damit auch besonders benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Blick zu nehmen.

Bereits länger setzt Global Water Operators’ Partnerships Alliance (GWOPA) einen Fokus auf die Leave no One Behind Thematik, wie Franziska Volk in ihrem Vortrag verdeutlichte. So gibt es bei GWOPA eine „Community of Practice“, um Wissen zwischen verschiedenen WOPs und Praktikern zum Thema auszutauschen.

Der Wasserbetreiber Ghana Water Company Ltd. in Ghana (GWCL) hat es beispielsweise durch eine Betreiberpartnerschaft geschafft, das Thema strukturell zu verankern. Mit internationaler Förderung widmete sich zunächst eine Mitarbeiterin den Menschen mit geringen Einkommen. Innerhalb von einem Zeitraum von zehn Jahren kümmert sich mittlerweile eine ganze Abteilung um die speziellen Bedürfnisse der Menschen in ärmeren Stadtteilen. Sie erreichen inzwischen über 12.000 ärmere Haushalte mit über 750.000 Menschen.  (Full story: The Impact of a WOP in Serving Low-Income Urban Communities in Ghana – GWOPA). Leave no one Behind muss also in den Organisationen verankert werden, damit es auch dauerhaft Wirkungen erzielt.

Diese Erfahrung hat auch die englische NGO Water and Sanitation for the Urban Poor (WSUP) in Dhaka, Bangladesch gemacht. Die NGO hat sich darauf spezialisiert, die Wasserversorgung für die ärmere Bevölkerung in Städten zu verbessern und arbeitet dafür mit unterschiedlichen lokalen Akteuren zusammen. Gertrude Salano aus Kenia berichtete über WSUPs Erfahrungen mit der Dhaka Water Supply and Sewerage Authority in Bangladesch. Diese hat eine Einheit für einkommensschwache Kunden gegründet und konnte so 500.000 zusätzliche Menschen erreichen, die vorher keinen Zugang zu Wasser- und Sanitärversorgung hatten. In Kenia konnte der nationale Wasserregulierer auch durch Lobbying von WSUP bereits vor knapp 10 Jahren überzeugt werden, einen Performance-Indikator von Wasserversorgern aufzunehmen, der die Dienstleistungen für die Armen misst und damit das Thema strukturell verankert.

Dies geschieht nicht nur aus Altruismus, denn wenn Menschen bezahlbaren Zugang zu Wasser erhalten, müssen sie nicht Wasserleitungen illegal anzapfen, was wiederum zu Wasserverlusten und aufwendigen Reparaturen auf Seiten der Wasserversorger führt. Mittlerweile gibt GWCL Accra aus Ghana seine Erfahrungen in einem Süd-Süd-WOP an einen Wasserversorger in Freetown Sierra Leone weiter.

Welche technischen Optionen es gibt, Menschen in informellen Siedlungen den Zugang zu Wasser ermöglichen, testet gerade der sambische Wasserversorger Lukanga Water and Sanitation Company (LgWSC) mit Unterstützung einer Betreiberpartnerschaft mit den Niederlanden. Nicholas Mwape, Ingenieur und Technischer Betreibsleiter bei LgWSC, erläuterte die Nutzung von Pre-Paid-Wasserzählern, bei denen die Menschen im Voraus für ihr Wasser zahlen müssen. So können sich die Menschen nur die Menge an Wasser kaufen, die sie sich leisten können. Die Wasserversorger ersparen sich so unbezahlte Rechnungen und auch die Menschen haushalten besser, wenn sie für das Wasser im Vorhinein zahlen. Diese Vorgehensweise ist aber nicht unbedingt auf andere Wasserunternehmen und Standorte übertragbar.
Magige Marwa, Direktor für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung von KUWASA, dem Wasserversorger der Gemeinde Kahama in Tansania kritisierte die hohen Kosten, insbesondere für das Material für die Prepaid-Wasserzähler, die sich nicht alle Wasserversorger leisten können. In Tansania kommt der Einsatz von Prepaid-Wasserzählern für Einzelanschlüsse aufgrund der hohen Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten nur langsam voran. KUWASA liefert Trinkwasser an verschiedene Kundenkategorien, darunter auch an traditionelle Wasserkioske, wo die Menschen Wasser zu einem erschwinglichen Preis kaufen können. Diese stellen jedoch auch einen Kostenfaktor für die Wasserversorger dar, da ein Verkäufer für das Wasser benötigt wird. KUWASA verfügt über mindestens 107 Wasserkioske, von denen jedoch nur einige wenige in Betrieb sind. In dieser Kategorie hat KUWASA einige wenige Punkte als Prepaid-Zentren ausgewählt und verwendet Prepaid-Zähler von lokalen Herstellern, aber der Vandalismus an Prepaid-Zählern ist sehr hoch.

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Weitere Informationen und alle Präsentationen der Session befinden sich auf der Dokumentation des 7. Netzwerktreffen der Betreiberplatttform.


erstellt von:
Linda Engel, Betreiberplattform


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