Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine hat für den Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV) mehr als lediglich eine geschäftliche Komponente. Nicht nur haben sich in Folge der Kampfhandlungen die Kosten für verschiedene Materialien deutlich – teilweise um ein Mehrfaches ihres Vor-Krieg-Preises – erhöht. Auch persönlich lässt die Situation der Menschen besonders in Sumy und Chernihiv viele OOWV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter nicht kalt. Mit beiden Städten unterhält der OOWV eine Solidaritätspartnerschaft und unterstützt mit viel Wissen und einigen Geräten den Weiterbetrieb und den Wiederaufbau der örtlichen Wasserinfrastruktur. Nun war es nach dem Februar dieses Jahres Zeit für einen weiteren Besuch von ukrainischen Fachleuten bei ihren Partnern vom OOWV.
„Die ukrainischen Kolleginnen und Kollegen haben mit uns über Konzepte für neue Trinkwasser- und Abwasseranlagen gesprochen“, berichtet Projektleiter Tammo Janßen. „Auch haben wir uns der Analyse von Schadensbildern aus der Befahrung von Abwasserkanälen gewidmet und unsere Erfahrungen mit Ultraschallwasserzählern mitgeteilt.“
Zudem nahm Olaf Sonnenschein, OOWV-Regionalleiter für die Landkreise Wesermarsch und Cuxhaven, gemeinsam mit dem Chefingenieur des Wasserversorgers aus Sumy Oleksii Zhukov an der 6. deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz in Leipzig teil. Beide stellten auf dem Fachforum der Betreiberplattform die Arbeit ihrer Solidaritätsbetreiberpartnerschaft vor. (siehe Artikel zur Deutsch-ukrainischen kommunalen Partnerschaftskonferenz in Leipzig)
„Wie hoch angesehen der Austausch auf kommunaler Ebene und zwischen den Wasser- und Abwasserverbänden ist, wird durch die Teilnahme des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, der Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Svenja Schulze und des Bürgermeisters der Stadt Kyjiw Vitaliy Klitschko, deutlich. Besonders beeindruckt haben mich die Zuversicht, das Engagement und die Willensstärke der ukrainischen und deutschen Partner, gemeinsam die Zukunft der Ukraine und Europas zu gestalten“, unterstreicht Olaf Sonnenschein.
Parallel dazu ging es für Tammo Janßen und die Delegationen aus Sumy und Chernihiv zum Kongress „Rebuild Ukraine 2.0“ in Warschau, um im Austausch mit Ausstellern und anderen ukrainischen Wasserbetreibern konkrete Verbesserungen für die Partnerunternehmen zu erreichen.
Des Weiteren wurden Wasser- und Abwasserbetriebe in Polen besichtigt, um weitere Erfahrungen für die Neuausrichtung der Partnerbetriebe zu sammeln. Einer der Wasserbetriebe befand sich in der Stadt Otwock, östlich der Hauptstadt, wo ein Wasserwerk in konventioneller Bauweise sowie eine Kläranlage besichtigt wurden. Von besonderem Interesse war hier die Fäkalienannahme sowie die Faulgasproduktion. An einem anderen Tag gab es in der Stadt Kobylka, nordöstlich von Warschau, einen Austausch mit der Bürgermeisterin sowie dem neu gegründeten Wasserversorger der Stadt. Kobylka nutzt seit drei Jahren eine Wasseraufbereitung, die in 5 Containern installiert ist und damit rund 15.000 Menschen versorgt. Diese Art der Wasserbereitstellung kann für ländliche Strukturen von Interesse sein und eine Alternative zu einem Massivbau darstellen.
Der intensive Austausch in den gemeinsamen Tagen sowie die Berichte der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen aus ihrer Heimat bestärkten die OOWV-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter darin, den bisher eingeschlagenen partnerschaftlichen Weg weiterzugehen.