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12.12.2023

"Kleine Veränderungen bewirken in der Summe viel"

Gespräch mit Darby Gounden (Buffalo City Metropolitan Municipality), Samantha Westphal (Stadt Oldenburg) und Meike Lenzen (Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband), erschienen im Dossier welt-sichten

Die südafrikanischen Partner*innen zu Gast in Oldenburg im März 2023 | Foto: OOWV

Die Bevölkerung bestmöglich mit Wasser zu versorgen und Abwasser zu entsorgen – diese kommunalen Aufgaben stehen im Mittelpunkt der Wasserbetreiberpartnerschaft zwischen dem Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverband (OOWV), dem Wupperverband und der Buffalo City Metropolitan Municipality in Südafrika. Die Kooperation im Rahmen der Betreiberplattform zur Stärkung von Partnerschaften kommunaler Unternehmen weltweit bietet nicht nur den südafrikanischen, sondern auch den deutschen Beteiligten viele Vorteile, finden Samantha Westphal von der Stadt Oldenburg, Meike Lenzen vom OOWV und Darby Gounden von der Kommunalverwaltung von Buffalo City im Interview.

Sie arbeiten seit Anfang 2022 in einer Wasserbetreiberpartnerschaft zusammen. Warum ist eine solche Kooperation für Sie interessant?

Darby Gounden: Wasser ist in Südafrika ein großes Thema. Es ist eine knappe Ressource, die wir schützen müssen. Zudem gibt es insbesondere in armen Wohngegenden oft kein sauberes Trinkwasser und das Wassernetz ist nicht stabil. Es gibt also viel zu tun und der Austausch mit Fachleuten des OOWV und des Wupperverbands hilft uns sehr dabei, diese Probleme anzugehen.

Meike Lenzen: Nicht nur in Südafrika ist Wasser ein großes Thema, sondern global! Der Anstieg des Meeresspiegels und die durch Trockenheit verursachte Wasserknappheit sind hierfür nur zwei Beispiele. Die Umsetzung des SDG 6 in Hinblick auf eine sichere Wasserversorgung der Welt ist auch in Deutschland aufgrund zunehmender Wasserkonflikte zwischen Landwirtschaft, Industrie und Privathaushalten ein wichtiges Zukunftsthema, das wir nicht nur regional lösen können. Außerdem verfügt Südafrika über viel Erfahrung mit Trockenheit und Hitze. Für uns sind diese Herausforderungen noch sehr neu, aber wir werden Wege finden müssen, um für den hiesigen Kontext passende Lösungen zu finden. Dabei können wir viel von Buffalo City lernen.

Samantha Westphal: Es gibt noch einen ganz anderen Vorteil: Internationale Kooperationen machen die Stadt Oldenburg und den OOWV als Arbeitgeber interessant. Das ist in Zeiten des großen Fachkräftemangels ein wichtiges Argument. Junge Menschen finden es attraktiv, wenn der Arbeitgeber ihnen einen solchen Blick über den eigenen Horizont hinaus ermöglicht. Übrigens sind Oldenburg und Buffalo City schon seit 2012 freundschaftlich verbunden, seit 2013 verbindet sie eine Klimapartnerschaft im Rahmen des SKEW-Projekts Kommunale Klimapartnerschaften. Das war die ideale Grundlage für unsere Betreiberpartnerschaft.

 
Wasser ist ein vielschichtiges Thema. Worum geht es konkret in Ihren Projekten?

Lenzen: Wir haben uns auf vier Arbeitspakete geeinigt: Trinkwasser inklusive Wasserverluste und Wasserqualität, Abwasserbehandlung, Digitalisierung und Umweltbildung. So hatten wir zum Beispiel im Frühjahr 2022 auf unserer Kläranlage Kolleginnen und Kollegen aus Buffalo City für ein On-the-Job-Training zu Gast. Gemeinsam mit unserem Team reparierten und säuberten sie in der Metallwerkstatt Pumpen, diskutierten über Details der Elektrotechnik der Kläranlage und untersuchten Proben im Abwasserlabor. Insbesondere für unsere Auszubildenden waren die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen aus Südafrika ein besonderes Erlebnis.

In unserem zweiten Baustein widmen wir uns der Umweltbildung. Im März 2023 absolvierten Schulklassen in Oldenburg, Wuppertal und Buffalo City den Workshop „Die Zukunftsstadt ist grün und blau“. Anlässlich des Weltwassertages am 22. März tauschten sich anschließend alle drei Schulklassen bei einer Video-Konferenz zu ihren Ergebnissen aus. Zudem entwickeln wir aktuell ein digitales Toolkit für interne Fortbildungen mit Videos zu 12 Modulen rund um das Abwassermanagement.

Was sind die wichtigsten Veränderungen, die Sie mit ihrer Arbeit anstoßen?

Gounden: Es sind vor allem kleine Dinge. Wenn Mitarbeitende unserer Kommunalverwaltung nach Oldenburg aufbrechen, ist es für viele die erste Auslandsreise. Sie sehen dann, dass wir alle – ob in Südafrika oder Deutschland – bei der Wasserversorgung und beim Abwassermanagement unsere Herausforderungen haben, so unterschiedlich sie auch sein mögen. In jedem Betrieb gibt es Verbesserungspotenzial bei den Managementprozessen und hinsichtlich des Wissens und der Fähigkeiten der Mitarbeitenden.

Lenzen: Ja, es sind wirklich oft kleine Veränderungen, die in der Summe die Arbeit erleichtern und viel bewirken. Als die Technikerinnen und Techniker aus Südafrika zu dem On-the-Job-Training auf einer unserer Kläranlagen zu Besuch waren, sahen sie, wie unsere Mitarbeitenden mit dem Fahrrad über die Anlage fuhren. Das ist viel schneller als zu Fuß, praktischer und umweltfreundlicher als mit dem Auto.

Westphal: Besonders in der direkten Zusammenarbeit zeigt sich, wie wichtig es ist, nicht nur an den eigenen Verfahren und Prozessen festzuhalten, sondern gemeinsam nach einfachen und praktikablen Lösungen zu suchen. In Deutschland denken wir oft sehr kompliziert.

Ist denn der Betrieb einer Kläranlage in Buffalo City und Oldenburg überhaupt vergleichbar?

Gounden: Vom Prinzip her funktionieren die Anlagen ähnlich. In Oldenburg sind sie meist technisch hochwertiger ausgestattet. Dafür ist in Buffalo City die Digitalisierung recht fortgeschritten. Wir haben im Gegensatz zu Oldenburg schon sehr viele smarte Wasserzähler eingebaut, bei den deutschen Partnern sind diese meist nur in der Industrie verbaut. Zudem überwachen wir unser gesamtes Wassersystem bereits mit Geoinformationssystemen. Hier können wir unsere Erfahrungen mit den Partnern des OOWV und des Wupperverbands vergleichen, eine Partnerschaft sollte schließlich keine Einbahnstraße sein.

Lenzen: Abwasseraufbereitung funktioniert überall sehr ähnlich – ob in Deutschland oder dem Rest der Welt. Anfangs war es jedoch ungewohnt, das System in Südafrika zu verstehen, da die Wasserversorgung und Abwasserversorgung anders als bei uns direkt in der Kommunalverwaltung angesiedelt sind.

Welche Vorteile bietet es Ihnen, unter dem Dach der Betreiberplattform zusammenzuarbeiten?

Westphal: Wir sind im stetigen Austausch. Bei Netzwerktreffen kommen wir regelmäßig mit anderen Kommunen und Betreiberunternehmen aus den an der Plattform beteiligten Ländern zusammen. Diese globale Vernetzung bietet die Möglichkeit, sich mit anderen Partnerschaften auszutauschen und voneinander zu lernen.

Lenzen: Beim letzten Netzwerktreffen der Betreiberplattform im Mai 2023 stellten wir fest, dass die Probleme bei der Wasserver- und Wasserentsorgung in Südafrika und Sambia vielfach sehr ähnlich sind. Alle Beteiligten sahen daher in einer zukünftigen Süd-Süd- oder Nord-Süd-Süd- Kooperation großes Potenzial.

Was ist aus Ihrer Sicht das Erfolgsrezept für eine gut funktionierende und produktive kommunale Partnerschaft?

Gounden: Es braucht auf beiden Seiten Gleichgesinnte und die Unterstützung der Politik und Verwaltung. Zudem merken wir in unserer Zusammenarbeit, wie wichtig das über die Jahre gewachsene Vertrauensverhältnis zwischen Buffalo City und Oldenburg ist. Wir können über vieles sehr offen diskutieren und gemeinsam Lösungen finden.

Haben Sie schon konkrete weitere Pläne?

Westphal: Aktuell planen wir im Rahmen des Förderprogramms für Kommunale Klimaschutz- und Klimaanpassungsprojekte (FKKP) der SKEW, als Modellprojekt auf einem bestehenden Gebäude in der Metropolregion Buffalo City Solarpanels zu installieren und es damit energieeffizienter zu machen. So stärken wir gemeinsam Umweltschutz und Nachhaltigkeit

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Das Interview erschien in der Novemberausgabe des Dossiers welt-sichten: "Gemeinsam für eine nachhaltige Zukunft"
herausgegeben von der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global in Zusammenarbeit mit der Redaktion welt-sichten
Wir danken für die Genehmigung der Veröffentlichung

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Weitere Informationen:

Partnerschaftsprofil OOWV – Buffalo City Metropolitan Municipality


erstellt von:
Susanne Reiff, to the point communication | SKEW, welt-sichten


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