Miyahuna, der größte Wasserbetreiber Jordaniens, und drei deutsche Wasserversorger und Abwasserentsorger haben eine langfristig angelegte Partnerschaft zum Know-how-Transfer vereinbart. Ihr Ziel: Sie wollen die hohen Wasserverluste im Leitungsnetz von Miyahuna reduzieren, den Betrieb von dessen Kläranlagen energieeffizienter gestalten sowie das Wasserqualitätsmanagement verbessern.
Miyahuna betreibt als öffentliches Unternehmen im Besitz der jordanischen Wasserbehörde die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung für etwa 760.000 Menschen in der jordanischen Hauptstadt Amman, in den Governoraten Madaba und Zarqa und teilweise im Governorat Balqa.
HAMBURG WASSER ist eine Gruppe von öffentlichen Wasser- und Abwasserbetrieben, die mehr als zwei Millionen Verbraucher in der Metropolregion Hamburg mit Wasser- und Sanitärdienstleistungen versorgen. Das Unternehmen besteht aus zwei getrennten juristischen Einheiten - der Hamburger Wasserwerke GmbH und der Hamburger Stadtentwässerung AöR -, die 2006 unter einem Dach mit gemeinsamen Zielen, Strukturen und Abläufen sowie einer gemeinsamen Leitung auf den ersten drei Hierarchieebenen zusammengeführt wurden. Eigentümer beider Unternehmen ist das Land Hamburg.
Die hanseWasser Bremen gehört zum Teil der Stadt Bremen und betreibt kommunale und industrielle Kläranlagen sowie Abwassernetze. Der Arbeitsschwerpunkt der letzten Jahre war die energieeffiziente Gestaltung der Abwasserreinigungsprozesse und die Optimierung der Klärschlammentsorgung.
Netze BW Wasser ist das größte Wasserversorgungsunternehmen in Baden-Württemberg und stellt die Trinkwasserversorgung der Stadt Stuttgart mit mehr als 600.000 Einwohnerinnen und Einwohnern sicher.
Miyahuna und seine deutschen Partner wollen langfristig den Betrieb und die Wartung der von Miyahuna betriebenen Wasserwerke verbessern. Zudem planen sie, die Energieeffizienz der Kläranlagen zu erhöhen und setzen dabei auf erneuerbare Energien. Die Partner werden auch das Wasserqualitätsmanagement in den Blick nehmen und insbesondere Unterstützung hinsichtlich Audits, Monitoring und Benchmarking geben.
Der Betrieb von Kläranlagen verbraucht viel Energie und verursacht damit auch hohe Kosten. Daher möchte Miyahuna von den Erfahrungen der deutschen Wasserversorger zur Energieeffizienz lernen, wie es seinen Energieverbrauch deutlich reduzieren und vermehrt erneuerbare Energien nutzen kann. Dabei geht es in erster Linie um einen Know-how-Transfer, denn eine Umstellung des Betriebs auf erneuerbare Energien würde sehr große Investitionen erfordern, die zum Beispiel von Entwicklungsbanken finanziert werden müssten. Allerdings können schon kleine Maßnahmen wie die Änderung der Belüftung von Kläranlagen einiges bewirken und hier soll das Projekt in erster Linie ansetzen.
Das Wasser, das Miyahuna an seine Kundinnen und Kunden liefert, erfüllt hohe Qualitätsansprüche. Der Wasserwerksbetrieb kann jedoch optimiert werden. Die Projektpartner widmen sich daher der Trinkwasser-Filtration und wollen gemeinsam erörtern, wie Miyahuna zum Beispiel Spülzyklen oder die Dosierung von Flockungsmitteln verändern kann, um mit geringerem Aufwand sauberes Wasser zur Verfügung stellen zu können.
Miyahuna führt als Teil des Wasserqualitätsmanagements laboratorische Tests in Trink- und Abwasser für verschiedene chemische und mikrobiologische Parameter nach ISO durch. Um das Wasserqualitätsmanagement von Miyahuna weiter zu verbessern, sind ein Erfahrungsaustausch zu Qualität- und Laborfragen, Unterstützung im Hinblick auf Audits, Monitoring und Benchmarking sowie Schulungen geplant.
Aufgrund der COVID-19-Pandemie konnten die deutschen Partner die Anlagen von Miyahuna noch nicht besichtigen. Auch sind für den Projektstart zunächst regelmäßige Online-Coachings mit kleinen Gruppen von Fachleuten geplant. Dabei ist auch Kreativität gefragt: Die Partner könnten sich per Video-Call Details ihrer Anlagen zeigen und so die fehlenden persönlichen Begegnungen zum Teil kompensieren.
Diverse Fallstudien sollen den Partnern einen Überblick geben, zu welchen konkreten Punkten sie am sinnvollsten zusammenarbeiten sollten. Wichtiges Prinzip wird hierbei der Peer-to-Peer-Approach sein, das heißt die jeweiligen Kollegeninnen und Kollegen tauschen sich auf Augenhöhe aus.
„Ich war bei unserem Besuch in Hamburg sehr beeindruckt davon, dass die dortigen Kläranlagen mehr Strom generieren als sie verbrauchen. Wir bei Miyahuna wollen in Zukunft alle verfügbaren und sinnvollen Möglichkeiten erneuerbarer Energien nutzen, um unsere Energieeffizienz zu verbessern. Dazu gehören unter anderem Biogas und Solarenergie.“
Haitham Kilani, Miyahuna, Amman, Jordanien
„Hamburg Wasser engagiert sich schon seit über 40 Jahren in internationalen Projekten. Uns ist wichtig, national und international zur Umsetzung der von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) im Wasserbereich beizutragen. Zudem unterstreichen wir mit diesem Engagement unsere Attraktivität als Arbeitgeber und bieten unseren Mitarbeitenden Möglichkeiten, Erfahrungen ‚über den Tellerrand hinaus‘ zu sammeln.“
Dr.-Ing. Claudia Wendland, Hamburg Wasser, Infrastrukturkoordination und Stadthydrologie
Projektpartner
Jordanien:
Miyahuna, Amman, Jordanien
Deutschland:
Hamburg Wasser (Lead-Partner)
hanseWasser, Bremen (Co-Lead-Partner)
Netze BW Wasser, Stuttgart
Themenschwerpunkte
Reduzierung der Wasserverluste
Trinkwasseraufbereitung
Energieeffizienz im Trinkwasssernetz und auf den Kläranlagen
Klärschlammverwertung und -entsorgung
Wasserqualitätsmanagement
Stärkung der Managementkompetenzen
Fact sheet about the water operators partnership (WOP) between Miyahuna in Amman, Jordan, and HAMBURG WASSER, hanseWasser and Netze BW Wasser in Germany.